Mittwoch, 30. Dezember 2009

SaaS und der ROI von Salz beim Brotbacken

Viele SaaS Puristen propagieren den Umstieg auf SaaS, das Softwareservice Modell in der betrieblichen Datenverarbeitung. Die Argumentation ist, dass sich so am leichtesten und schnellsten ein positiver ROI erzielen lassen.

Herausforderung ERP

Das ist sicher eine gute Option für den Fall, dass ein bisheriges System zur Verwaltung der unternehmerischen Ressourcen durch ein neues ERP ersetzt werden soll. Hier werden die Unwägbarkeiten eines Betriebsaufbaus weitestgehend vermieden. Diese liegen in dem Risiko begründet, dass die Hardware für die Anforderungen entweder zu überdimensioniert und damit zu teuer ist oder - noch schlimmer - zu klein ausgelegt ist. In dem Fall kommt es schon mit der Einführung zu Ausfällen, die der Akzeptanz des neuen Systems durch die Anwender abträglich sind.

SaaS Return on Investment

Die Puristen sehen die hohen Investitionesaufwändungen für Hardware und Lizenzen als Basis für die ROI Rechnung. Nun sind ROI-Rechnungen in der Informationsverarbeitung sowieso kritisch. Denn: welchen Ertrag erwirtschaftet die IT? Sie ist ausser bei Unternehmen, die ihren Geschäftszweck in der Erbringung von Infrastruktur- und Softwareservices für Kunden leisten, nur unterstützende und nicht an sich wertschöpfende Elemente. Das ist so, als ob der ROI von Salz beim Brotbacken gemessen werden soll. Vielleicht passt der Vergleich nicht so gut, denn ohne Salz schmeckt ein Brot vielleicht nicht so gut, es verändert sich also der Charakter des Brot. Es ist dann allerdings für eine salzarme Ernährung geeignet und kann andere Käuferschichten erschliessen. Mehr Salz macht dagegen das Brot haltbarer aber irgendwann ungeniessbar, so dass es gar nicht mehr gekauft wird.

optimale IT

Ohne IT will heute kein professionelles Unternehmen mehr auskommen. Zuviel IT macht ein Unternehmen allerdings nicht mehr wettbewerbsfähiger sondern unbeweglicher und teuerer. Die Ausgaben für Hardware oder Software oder die Ausgaben für Dienstleistungen, Wartung und Miete sind also durchaus ein Faktoreinsatz im Produktionsprozess und haben als solche ihr Optimum, welches auch nicht starr ist, sondern sich mit den Veränderungen im Markt und in der technischen Entwicklung ständig ändert. Genauso, wie es einen optimalen Einsatz des Salzes für Brot gibt.

Der Faktor Zeit

Die Suche des Optimums muss auch im Zeitverlauf betrachtet werden. Für die organisatorischen Abläufe im Unternehmen sind ständige Anpassungen genauso schädigend für die Wettbewerbsfähigkeit wie zu wenig Anpassung. Warum? Ständige Anpassungsprozesse - womöglich unterjährig - verlangen von den Mitarbeitern ständiges Erlernen neuer Prozessabläufe. Das Lernen kostet Zeit und bringt Fehler mit sich - die Verbesserung wirkt erst einmal kontraproduktiv. Wenn in dem Moment, wo die neuen Abläufe beherrscht werden wieder eine neue Veränderung eintritt, kann ein Nutzen aus der routinierten Beherrschung nicht gezogen werden. Werden hingegen die Prozesse überhaupt nicht verändert wird darauf verzichtet, aus den Fehlern des aktuellen Ablaufs zu lernen, es wird Verbesserungspotential verschenkt.

Radikaler Umstieg auf SaaS

Es wirkt nun so, als ob der radikale Umstieg auf SaaS keine Sinn macht. Der radikale Umstieg auf SaaS kann dort Sinn machen, wo lediglich über die Anschaffung oder eine Optimierung in der Infrastruktur geplant ist. Wo es also nicht darum geht, eine völlig neue Prozesssoftware mit neuen Abläufen einzuführen. Die betrieblichen und produzierrenden Abläufe werden bei einer derartigen Umstellung allenfalls marginal berührt. Im besten Falle merken die Nutzer es noch nicht einmal.

Skalierung der Funktionalität

Danach muss darauf geachtet werden, dass mit dem Wechsel in den Softwareservicebetrieb (ASP) nicht gleichzeitig - wie das häufig beim Outsourcing der Fall ist - die Flexibilität für die Anpassung der Software reduziert ist, sondern sie muss erhöht sein. Ansonsten werden die Kostenvorteile, falls es sie denn gibt, sehr teuer bezahlt. SaaS sollte den Vorteil bieten, kontinuierlich die bestehenden Prozesse anzureichern. Also die Skalierung nicht nur in der Infrastruktur sondern auch in der Funktionalität bieten, dann bietet sie einen echten ROI.

Investment in Prozessqualität

Das Investment besteht darin, sich intensiv mit den Prozessen auseinandersetzen zu können und Engpässe, mangelnde Ergonomie und Fehlerquellen aufzuspüren. Es wird somit in die Prozessqualität investiert - ein Investment, dass sich dann mit nahezu jedem Tastendruck auszahlen kann.